Ein begeisterndes Konzert in der voll besetzten evangelischen Friedenskirche in Ludwigsburg am 8.7.2012 bildete den krönenden Abschluss eines anspruchsvollen Projekts.
Auf dem Programm stand
Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ für Soli, Chor und Orchester.
Die Ausführenden waren Projektchor und Kammerorchester Stuttgart der Neuapostolischen Kirche.
Der Chor, ca. 130 hochmotivierte und begeisterungsfähige Sängerinnen und Sänger, eigens für dieses Projekt zusammen gestellt, hatte ein halbes Jahr intensiv geprobt. Die beiden Dirigentinnen Claudia Bluthard und Carolin Strecker teilten sich die Probenarbeit; in den Konzerten gab es jeweils nach der ersten Hälfte einen „Stabwechsel“. Birgit Müller, die Leiterin des Kammerorchesters, war für die Einstudierung des Orchesters verantwortlich; sie übernahm auch die Rolle der Konzertmeisterin.
Das Oratorium kam insgesamt dreimal zur Aufführung: am 23.6.2012 in der Neuapostolischen Kirche Stuttgart-Ost, am 24.6.2012 in der Neuapostolischen Kirche Nürtingen, und abschließend als Höhepunkt am 8.7.2012 in der Friedenskirche Ludwigsburg. Der Eintritt war bei allen 3 Konzerten frei, die Mitwirkenden verzichteten auf Gagen, die großzügigen Spenden der Zuhörer kamen der „Mobilen Jugendarbeit Stuttgart-Ost“, dem „Arbeitskreis Leben Nürtingen“ und der „Initiative pro Turm Friedenskirche Ludwigsburg“ zugute.
Bei seiner Begrüßung betonte Bischof Dittus besonders, dass seit dem ersten Konzert 2004 die Neuapostolische Kirche nun zum vierten Mal ein Konzert in der ev. Friedenskirche veranstalten konnte.
Der Projektchor sang trotz seiner großen Besetzung höchst flexibel: spannungsvoll in den Piano-Stellen, präzise in den schnellen Chorfugen und klangprächtig in den imposanten Tutti-Passagen. Bewundernswert der große Spannungsbogen über das zwei Stunden dauernde Konzert.
Der Orchesterpart geht in Haydns Werk weit über eine reine Begleitrolle hinaus; das Kammer- orchester spielte hochkonzentriert und bot eine imponierende Leistung. In den genialen tonmalerischen Naturschilderungen Haydns mit den vielen plötzlichen Tempo- und Ausdruckswechseln waren Streicher und Bläser perfekte Partner der Gesangssolisten.
Auch die 4 jungen Gesangssolisten gestalteten ihre anspruchsvollen Partien auf hohem Niveau.
Einen besonderen Hörgenuss bot die südkoreanische Sopranistin Mi Yeon Baek. Sie zeigte eine erstaunliche Fülle an stimmlichen Ausdrucksmöglichkeiten von federleichten Koloraturen bis zu alles überstrahlenden kraftvollen Spitzentönen. Timo Schabel - er befindet sich noch im Gesangsstudium - beeindruckte durch seine schön timbrierte, höhensichere Tenorstimme.
Nachdem in den ersten beiden Konzerten der Bassist Thomas Scharr dankenswerter Weise kurzfristig für den erkrankten Philip Niederberger eingesprungen war, konnte dieser bei der Ludwigsburger Aufführung wie geplant mitwirken. In den groß angelegten Rezitativen und Arien, die einen enormen Stimmumfang erfordern, bot er mit seiner ausdrucksvollen Stimme eine sehr differenzierte Gestaltung. Jens Paulus übernahm im dritten Teil des Oratoriums die Rolle des Adam. Mit seinem in allen Lagen vollen und wohlklingenden Bariton gestaltete er zusammen mit der Sopranistin als Eva wunderbar musikalisch die Duette des ersten Menschenpaares.
Die beiden jungen Dirigentinnen leiteten die große Schar der Mitwirkenden souverän und sicher durch das großartige Werk – eine enorme Leistung!
Das begeisterte Publikum dankte den Dirigentinnen, den Solisten, dem Projektchor und dem Kammerorchester mit lang anhaltendem Applaus für diesen großartigen Konzertabend.