Am Sonntag, 9.11.2014 führten der Regionalchor Nürtingen und das Kammerorchester Stuttgart der Neuapostolischen Kirche „Ein Deutsches Requiem“ von J. Brahms in einem gleichermaßen begeisternden wie bewegenden Konzert unter der ausdrucksstarken und differenziert gestaltenden Leitung des Dirigenten Daniel Joos auf.
Im Gegensatz zur lateinischen Totenmesse der katholischen Liturgie hat Brahms Bibeltexte nach eigener Wahl frei zusammengestellt. Für ihn stand dabei nicht der Gedanke des Todes als Schrecken und die Bestrafung des sündigen Menschen beim Endgericht im Vordergrund. Sein Requiem umfasst andere Aspekte: es schlägt einen großen Bogen von der Vergänglichkeit alles Irdischen, der Unausweichlichkeit des Todes („Herr, lehre doch mich, dass ein Ende mit mir haben muss …“) über den Trost für die Trauernden („Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“) bis zur freudigen Auferstehungsbotschaft (… und die Toten werden auferstehen unverweslich ...“).
Diesen großen Bogen vom ersten Pianissimo-Einsatz „Selig sind, die da Leid tragen“ über wuchtige Chorsätze wie „Aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit“ über das emotionale „Wie lieblich sind deine Wohnungen“ bis zum abschließenden, tröstenden „Selig sind die Toten“ vermochte der Regionalchor überzeugend zu spannen – das Ergebnis einer intensiven Probenarbeit der beiden Dirigenten Daniel Joos und Karsten Ott (Leitung in einer weiteren Aufführung am 15.11. in Reutlingen).
Das durch volle Bläserbesetzung erweiterte Kammerorchester (Einstudierung und Konzertmeisterin Birgit Müller) spielte mit gewohnt großem Engagement, sowohl einfühlsam begleitend als auch mitreißend mit sinfonischem, vollem Klang.
Beide Gesangssolisten interpretierten ihren Part mit großer stimmlicher Gestaltungskunst: die junge Sopranistin Alice Fuder sang innig und mit sehr schönem Timbre; der Bariton Jens Paulus ausdrucksstark sowohl in den leisen, lyrischen wie auch in den packenden, dramatischen Stellen.
Nach einer andächtigen Stille bedankten sich die Zuhörer mit großem Applaus bei den Musikern.